Die Idee war sauber im Kopf formuliert, dennoch musste einiges ‚unter einen Helm' gebracht werden:
Urlaub mit den Kindern, Motorradfahren, abenteuerliche Strecken abseits von allem Bekanntem, wilde Natur, Zelten mit Lagerfeuer - hört sich gut an. Die Umstände waren jedoch
auf den ersten Blick etwas schwierig: Meine Kinder Sophia und Vincent hatten noch keinen Führerschein - also platzierten wir sie mit auf unsere gut gepackten Karren -
mit 2 und 3,5 Jahren kein so großes Problem - freie Sicht für alle - so saßen sie sicher und bequem wie in einem großen Ohrensessel. Die Motorräder: eine DR 350 und ich mit
meiner TT 600. Der ‚Ort des Geschehens' war schnell ausgedeutet - er sollte viel Spielraum für die Enduros bieten, politisch sicher sein, englischsprachig, über ein funktionierendes
Rettungssystem verfügen, malariafrei sein (wegen der Kinder und meiner Leber), warmes Wetter ohne Regen, freundliche Einheimische, und er sollte sich auf diesem Planeten befinden.
Dies alles bietet das nördliche Australien während dem dortigen Winter - perfekt. In 6 Monaten legten wir 15.000 niemals langweilige Kilometer zurück, lernten neben den technischen
Mängeln unserer Motorräder sehr nette Abborigines, lustige Australier, endloses Outback, Wüsten, Regenwälder, traumhafte Badestellen an Wasserfällen, Billabongs und einsamsten,
weißesten Sandstränden kennen. Immer auf der Suche nach anspruchsvollen Strecken schafften wir so 2/3 der Strecke auf unbefestigten Pisten, und was sich auf der Karte dafür ausgab.
Das Wetter während der gesamten Zeit sehr kind- und motorradfreundlich - so hatten wir nur an drei Tagen Regen - ausgetrocknete Wetterfrösche lagen bisweilen recht reglos am
Wegesrande (oder handelte es sich dabei um überfahrene Kröten?). Die Strecke führte von Darwin über die Westküste durch die sandigen Wüsten des Zentrums nach Cairns, dort mussten
wir scharf links abbiegen, um den nördlichsten Zipfel von Australien, Cape York, zu erreichen, wenden, um wieder zurück nach Darwin zu finden. Der Tagesdurchschnitt lag bei
bescheidenen 100 Kilometern - immer viel Zeit für die Kinder und deren unermüdlichen Spieldrang. Zu entdecken gab es immer was - waren es die schlafenden Kängurus im Schatten der
Eukalyptusbäume - der riesige Waran, erst träge dann pfeilschnell auf der Flucht - der schwarze Baumgecko - der fette Adler oder ein ganzer Trupp Emus, die unbeirrt neben dem
Motorrad her rannten. Neben den überwältigend weiten Landschaften war das gemeinsame Reisen ein Traum - könnte sagen, wir bereisten Traumpfade.
Text & Fotos: David Frattini |