Ein Freisemester während dem Studium verschafft einen klaren Kopf -
so kann sich das gesammelte Wissen in Ruhe setzen und festigen, natürlich auch während einer Motorradtour quer durch den afrikanischen Kontinent.
Auf dem Programm standen sieben Monate Abenteuer - jeder Tag der Reise brachte neue, unvorhersehbare, manchmal sogar unvorstellbare Ereignisse mit sich. Besonders beeindruckend
neben den bedingungslos gastfreundlichen Einheimischen waren die schmalen Strecken abseits jeglicher Hauptpisten in den weithin wilden Landschaften - grelle Wüstengebiete
wurden von Buschland abgelöst, weiter südlich wollten immerfeuchte Regenwälder auf schlammigen Pisten durchquert werden, Savannen wechselten über in Buschlandschaften.
So trug mich meine DR 650 tapfer durch Marokko, Mauretanien, Senegal, Gambia, Mali, Burkina Faso - bis dahin reiste ich zusammen mit Chris vom Frabo-Team, dann alleine,
später mit abwechselnden mitreisenden Mitreisenden - aus Sicherheitsgründen, und damit man sich beim Geschirrspülen abwechseln kann. Weiter durch Togo, Benin, Kamerun,
Zentralafrikanische Republik, Zaire (damals noch so genannt - klang authentischer, verglichen mit dem heutigen Namen ‚Demokratische Republik Kongo') - Uganda, Kenia,
Tansania, Malawi, Mosambik, Simbabwe, Botswana, Südafrika (lange vor der Fußball-WM) - in Kapstadt machte ich dann Feierabend - packte die Maschine in eine Kiste, diese
wiederum in den Flieger. Auf der Reise ereigneten sich unzählige nachhaltig beeindruckende Momente. Waren es die Begegnungen und Gespräche mit den Einheimischen im tiefen
Hinterland (manchmal nur mit Händen und Füßen - geht erstaunlich gut und ist sehr unterhaltsam - auch für die beobachtenden Kinderscharen), die runden Lehmhütten mit Strohdach
(wie ich sie aus den Comics aus meiner Kindheit noch klar vor Augen hatte - fehlte nur noch der große Topf auf dem Feuer samt garendem Forscher), die manchmal recht end- und
inhaltlichen sinnlosen Verhandlungen an den unzähligen Landesgrenzen, den unzähligen neuen Gerüchen, das Befahren kleinster Pisten oder Pfade, der unglaubliche Optimismus,
kritischen Flussdurchquerungen, undefinierte, zumeist schmackhafte Nahrung, den technischen, improvisationsfördernden Problemen, zuckersüßen Bananen und anderen Waldfrüchten,
die immergegenwärtige Tierwelt - von Mikrobe bis Elefant - samt sämtlichen Zwischenstufen der dortigen Fauna, das Ringen der Malariaerreger um die Vorherrschaft in meinem
Blutkreislauf (war sehr spannend, da hatte ich echt mitgefiebert), Zelt erbebende Tierlaute, fehlenden Brücken, Auge in Auge Pygmäen gegenüber zu stehen - ein Hauch von Steinzeit
erfasste mich, den riesigen Tausendfüßlern im Urwald - knackende Geräusche beim Gehen, dem Verlangen nach einem kühlen Bier oder den Probleme mit der Geheimdienstpolizei in Zaire?
Auf jeden Fall war jeder einzelne Moment die weite Reise wert.
Text & Fotos: David Frattini |